Jeff Lynne

Songwriter & Produzent
Gesang, Gitarre, Baß, Keyboards, Schlagzeug

Jeffrey "Jeff" Lynne wurde am 30. Dezember 1947 in Birmingham, Großbritannien, geboren. Bereits in der Schulzeit entwickelte er ein großes Interesse an der Musik. Stark beeinflußt wurde er von solchen Künstlern wie Del Shannon, dessen Konzert in der Birminghamer Stadthalle den jungen Jeff nachhaltig geprägt hat, von Roy Orbison und natürlich von den Beatles. Als 15-jähriger erhielt Jeff eine Plastikgitarre von seinem Vater. Zwar hatte sie nur eine Saite (sie kostete gerade 2 £), aber Jeff spielte in jeder freien Minute darauf. Er verbrachte viel Zeit im Vorraum des elterlichen Wohnhauses in Shard End, Birmingham, den er nach und nach mit seinen vielen Gitarren, Verstärkern, Tonbandgeräten und Massen von Schallplatten ausstaffiert hat. Nachdem er die Schule verlassen hatte, nahm Jeff verschiedene Jobs an, die jeweils nur wenige Wochen dauerten. Er spielte Gitarre in verschiedenen lokalen Bands, wie z.B. bei den Chantelles und den Andycaps, und suchte dabei nach einer guten Gelegenheit, sein Hobby zum Beruf zu machen. 1966 stieg Jeff, damals 18-jährig, bei der Birminghamer Band The Nightriders ein, die per Annonce einen Gitarristen suchten. Seine neuen Bandkumpels waren sofort begeistert von Jeff's toller Gitarrenspieltechnik, und gut singen konnte er auch noch. Die Band änderte später ihren Namen in The Idle Race und machte den jungen Jeff zu ihrem Frontmann. Frühzeitig schon war es Jeff, der die meisten Songs für die Band schrieb, später avancierte er für das zweite Album auch zum Produzenten. The Idle Race hatten insgesamt zwei Alben herausgebracht, 1968 The Birthday Party und 1969 Idle Race. Einige Singles wurden veröffentlicht, der erhoffte Erfolg stellte sich aber nie ein.

1970 verließ Jeff Idle Race und wurde Mitglied der recht erfolgreichen und in ganz Großbritannien bekannten Band The Move. Er ließ sich letztlich von seinem alten Kumpel Roy Wood dazu überzeugen, der ihm versprach, eine schon lange Jahre in seinem Kopf herumgeisternde Idee zu verwirklichen: das Electric Light Orchestra. Man dachte an eine etwa 10-köpfige Band mit Cellos, Violinen, Bläsern (French Horn) usw., die symphonischen Rock spielen sollte. "... ich sollte mit dem Electric Light Orchestra dort weitermachen, wo "I Am The Walrus" aufhörte, und das auf die Bühne bringen." (Lynne) Um diesen ambitionierten Plan, aus The Move das Electric Light Orchestra zu machen, umzusetzen, brauchte es fast zwei Jahre - im Mai 1970 wurde erstmals öffentlich über das Konzept ELO berichtet, das Debutalbum aber wurde erst im Dezember 1971 veröffentlicht. In der Zwischenzeit wurde weiterhin als The Move produziert und getourt. Dies war auch notwendig, um das Zukunftsprojekt ELO auch finanzieren zu können. Es entstanden noch zwei weitere Alben, 1970 Looking On und 1971 Message From The Country, bevor nach einigen erfolgreichen Singles dann Schluß war mit The Move.

Im Juni 1972, ELO's erste Single "10538 Overture" war nicht mal eine Woche auf dem Markt, verließ Roy Wood ELO und gründete die Band Wizzard: "Einerseits verließ ich ELO, weil die ganze Aufmerksamkeit zu sehr auf mich ausgerichtet war statt auf die Band als ganzes, andererseits wollte ich die Freundschaft zwischen Jeff und mir erhalten. ...Wir waren an einem Punkt angelangt, wo Jeff kaum ein Wort mehr mit mir sprach - und das konnte ich nicht ertragen." Durch Roy's Verlassen der Band avancierte Jeff zum alleinigen Bandchef und Komponisten.

Den Auftakt zu einer Vielzahl von Touren durch die USA bildete ein Konzert in Kalifornien im Juni 1973, das beim Publikum so gut ankam, daß man bald für eine größere Tour wiederkam, gefolgt von weiteren noch längeren und bombastischeren Konzerttourneen, die ihren Höhepunkt 1977 in der "Out Of The Blue Tour" fanden. Trotz der großen Tourneeerfolge in den Siebzigern wurde das Touren für Jeff immer unerträglicher: "Ich mache lieber Platten als live zu spielen. Live spiele ich lieber in Clubs etc., nahe am Publikum. In diesen großen Arenen mit 20.000 Menschen und all dem vielen Equipment machte es immer weniger Spaß. Ich möchte es richtig machen, jedenfalls versuche ich es. Aber auf Tour geht das nicht so gut. Jede Nacht klingt es anders. Zuviele Menschen sind beteiligt, als daß es auf Knopfdruck immer klappt. Und die Größe des Platzes zerstört dann den Sound total."

Während man die ersten drei ELO-Alben Electric Light Orchestra 1971, [US: No Answer], Electric Light Orchestra II(1972) und On The Third Day (1973) noch als Experimental-Alben bezeichnen kann, bei denen ELO noch nach dem "richtigen" Stil suchte, brachte das vierte Album Eldorado (1974), bei dem erstmals mit dem Arrangeur/Dirigent Louis Clark zusammengearbeitet wurde, den Durchbruch. Hier konnte man erahnen, in welche Richtung der ELO-Sound wohl nun gehen wird: "Eldorado war der Wendepunkt. Schon immer wollte ich einen volleren Sound, also nahm ich ein 40-Mann-Orchester und schrieb die passenden Songs." Diese Platte zu machen, mit Ouvertüre und Finale, untertitelt als "Eine Symphonie vom Electric Light Orchestra" war sehr erregend: "All diese Jungs diese großartigen Melodien spielen zu hören war schon ergreifend." Lynne schwärmt: "Genau so sollte die Band immer schon klingen - dies war mein Ziel von Beginn an. Es ist das erste Mal, daß es auch wie ein Electric Light Orchestra klingt." Face The Music (1975) brachte Jeff seinen ersten Welterfolg mit der Single "Evil Woman".

Mit dem Album A New World Record (1976) erhielt ELO's kommerzieller Aufstieg neue Triebkraft: Das Album hielt sich für fast ein Jahr in den US-Charts, bis knapp zwei Monate vor der Veröffentlichung des nächsten ELO Albums Out Of The Blue(1977), dem Album, das ELO's größter kommerzieller Erfolg werden sollte. Ursprünglich als "Out Of This World" geplant, ähnelte der Titel dem Vorgängeralbum jedoch so stark, daß Lynne ihn änderte und gleichzeitig die Farbe des Fußballclubs seiner Heimatstadt wieder einmal verewigte (wie z.B. auch in "Boy Blue", "Mr. Blue Sky", "Bluebird", "Midnight Blue" oder "Buebird Is Dead" geschehen). Das Doppelalbum wurde in München in nur 3 Monaten aufgenommen, nachdem Jeff sich in einem schweizer Landhaus verschanzt hatte, um sein Meisterwerk zu planen: "Normalerweise hatte ich alle Songs bereits geschrieben, wenn wir ins Studio gingen, und wir übten sie dann alle." erklärt Lynne, "Niemals würde ich die Gesangspassagen aufnehmen, bevor nicht alle Instrumente aufgenommen wurden. Wir übten die Musikparts und gingen ins Studio, und brachen alles in ein paar Tagen aufs Band. Dann war der Rest dran, wie z.B. das Orchester. Danach spielte ich die Gitarren-Passagen usw. ein, und anschließend wurde der Hintergrundgesang und gegebenenfalls der Chor aufgenommen." Musikgenies wie Lynne gehen oft ureigene Wege, um ihre Songs zu schreiben: "Mir schwirrte eine Melodie im Kopf herum, aber ich verriet niemandem, wie sie klang, es war für alle immer ein Geheimnis. Ich hatte dann zehn Songs bereits mit Orchester, Chor, Band, einfach alles fertig aufgenommen - ein großartiger Sound, aber ohne Gesang. Den hob ich mir bis zur allerletzen Minute auf. [...] Die Songtexte machte ich entweder immer erst einen Tag bevor sie jeweils aufgenommen wurden oder ich nahm mir eine Woche Zeit zum Textschreiben und ging anschließend ins Studio, wo ich sie alle hintereinander sang."

1979 schenkte Lynne der Welt Discovery. Das Album wurde der größte weltweite Erfolg von ELO, ein absolutes Nr.1- und Platinalbum. Im gleichen Jahr bekam Lynne das Angebot, für einen Film die Musik zu schreiben, Xanadu, der ein bombensicherer Hit zu werden schien, spielte doch der 70er-Jahre-Star Olivia Newton-John mit. Obgleich der Film herzlich wenig der Geschichte des Spielfilms zu geben hatte, und er sowohl beim Publikum wie auch bei den Kritikern total durchfiel, war die Filmmusik doch ein großer kommerzieller Erfolg. Er bescherte ELO wieder ein Platinalbum (wobei nur die eine Hälfte der Platte ELO war, die andere Hälfte war für Olivia Newton-John reserviert), und drei Hitsingles, einschließlich des Titelsongs Xanadu, den Olivia Newton-John sang und der der erste Nr.1-Hit von ELO in Großbritannien wurde. Dem kommerziellen Erfolg zum Trotz nahm Jeff den totalen Flop des Films selbst sehr mit, und er bereute sein Engagement dafür sehr, zumal dies letztendlich dem schwer erkämpften Achtungserfolg beim Publikum einen deftigen Dämpfer versetzte.

Das Electric Light Orchestra war Lynne's Hauptprojekt, nebenher arbeitete er aber auch an Solomaterial und produzierte andere Künstler. Sein erstes Soloprojekt waren zwei Songs, die er zum Soundtrack des Films All This And World War II (1976) beisteuerte, die Beatles Cover-Songs "Nowhere Man" und "With A Little Help From My Friends". Dem folgte 1977 die Pop-Single "Doin' That Crazy Thing" (mit der B-Seite "Going Down To Rio"), die aber nicht sehr gut ankam. 1984 steuerte Lynne zu einem anderen Soundtrack, Electric Dreams, zwei Songs bei, einmal "Video" (mit der Single-B-Seite "Sooner Or Later") und "Let It Run". Zu den ersten Künstlern, die Jeff während der ELO-Zeit produzierte, gehörte 1974/75 Del Shannon, Jasper Carrot ("Funky Moped", 1975) und Dave Edmunds, dessen Alben Information (1983) und Riff Raff (1984) einige Lynne-Produktionen enthalten. Jeff Lynne schrieb noch für viele andere Künstler Songs, so z.B. für Helen Reddy ("Poor Little Fool", 1978), für die Everly Brothers ("The Story Of Me", 1984) oder auch für Agnetha Fältskog ("One Way Love", 1985).

Die Achtziger Jahre sahen dann drei weitere ELO Alben, Time (1981), Secret Messages (1983) und Balance Of Power (1986), aber keines war so erfolgreich wie die ELO Alben der späten 70er Jahre. Lynne meinte 1990 zurückblickend sehr offen über diese Alben: "Ihnen mangelt es an Inspiration, da ich selbst keinerlei Inspiration hatte. Ich hatte wirklich genug nach "Time", es machte einfach keinen Spaß mehr. Ich dachte dann irgendwann ich wäre in der Stimmung für das nächste Album, das dachte ich jedenfalls, aber jetzt höre ich es mir an, und denke ich war doch nicht in der Stimmung. Ich war wie gefangen in einem Cocoon, wusste nicht in welche Richtung es nun weitergehen sollte, und hatte niemanden der mir neue Antrieb geben konnte. Ich begann darüber nachzudenken wie schöne es doch wäre mit anderen Leuten zu arbeiten. Ich machte das letzte Album - und war endlich befreit von allem."

1986, nach einem Wohltätigkeitskonzert in Birmingham, einem Abschlusskonzert im Wembley Stadion und zwei weiteren Konzerten in Deutschland, hatte Jeff Lynne endgültig das Interesse verloren und löste die Band, die er einst mit begründet hatte, auf. Nun widmete er sich seiner Solokarriere, die sich hauptsächlich im schreiben, aufnehmen und produzieren verschiedener Künstler darstellte, unter ihnen viele große Namen der Musikwelt: George Harrison (Cloud Nine, 1987), Roy Orbison (Mystery Girl, 1989 und King Of Hearts, 1992), Tom Petty (Full Moon Fever, 1989 und Into The Great Wide Open, 1991) und Del Shannon (Rock On!, 1991), weiterhin solch bekannte Künstler wie Randy Newman, Duane Eddy, Brian Wilson, Ringo Starr, Joe Cocker, Dave Morgan, Hank Marvin, Miss B. Haven, Julianna Raye und Tom Jones.

Mike Campbell, Tom Petty, Ringo Starr, Jeff Lynne, George Harrison

Lynne gründete 1988 gemeinsam mit Petty, Harrison, Dylan und Orbison die Traveling Wilburys. Sie veröffentlichten zwei Alben, zum einen das sehr erfolgreiche und von den Kritikern bejubelte Album Vol.1 (1988) und zum anderen das kommerziell wenig erfolgreiche Album Vol.3 (1990).

Als Lynne von seiner Plattenfirma Warner Bros. die Chance erhielt, ein eigenes Album zu veröffentlichen, brachte er das Soloalbum Armchair Theater (1990) heraus. Dieses doch allgemein sehr unterbewertete Album schaffte den großen Sprung nicht, auch die erste Singleauskopplung "Every Little Thing" bescherte Lynne nur einen kleineren Hit.

Ein Lebenstraum erfüllte sich für Jeff Lynne 1994/95, als er in die Fußstapfen von George Martin trat und seine Idole, die Beatles, produzieren konnte. Er arbeitete an zwei Songs des Beatles-Projekts Anthology mit, der Reunion-Single "Free As A Bird" und "Real Love", ein anderes Lennon-Demo. Anschließend bat Paul McCartney Lynne um seine Mithilfe bei der Produktion des nächsten McCartney-Soloalbums Flaming Pie (1997), Jeff co-produzierte hier acht Songs. Im Mai 1996 wurde Jeff Lynne mit dem Ivor Novello Preis für "Hervorragende Verdienste um die Britische Musik" geehrt.

Informationen zusammengestellt von Dirk M. Hoffmann.
Übersetzung Thomas Kersten.
(C) 1996, 1997, 2001 FACE THE MUSIC GERMANY.


Interview (1981): Jim Ladd spricht mit Jeff Lynne - "Innerview" (deutsche Übersetzung)


Jeff & The Beatles * Jeff Lynne Bilder


Letzte Änderung: 07.08.2005